Dienstag, 10. September 2013

HALB ALP – HALB ANGST 1

Der Nebel schleicht über stumpf glitzernden Teiche, in denen Kaulquappen leben, das ganze Jahr über, sagst du, kann nicht sein, denke ich.
Auf dem Gipfel flüstert etwas, wie in der gemütlichen Stube.
Jemand ist da-
(Halb Alb halb Traum)
Aber auch das kann nicht sein, weil ich sehe ja hin und ich sehe nichts. Jederzeit alles möglich hier, auch wenn du nicht da bist, kann dir hier was passieren. Die Ferne macht mir Sorgen, ich sehe nicht sehr weit, ein Film schwimmt auf meinem Teichauge, sie pfeifen herüber aber ich kann sie nicht erkennen, könnte sein, dass ich vom Weg abgekommen bin, könnte sein, dass sie mir das mitteilen wollen. Andererseits kann ich jetzt auch nicht behaupten, auf dem Gipfel nichts gesehen zu haben, weil ich bin nun mal kurzsichtig und es wäre schon möglich, dass dort jemand war. Im Teich ist auch jemand, sagst du noch mal eindringlich, wirklich, sieh mal, Fische! Ein paar sehr kleine, sehr schnelle Fische sausen panisch unter der Wasseroberfläche hin und her. Es ist wahr. Auch, dass es uns nicht besser geht. Wir haben hier eine Aufgabe und hätten lieber keine, sei es auch nur, den Weg zurück zur Hütte nicht finden zu müssen, sei es nur, einfach nichts. Das Wasser weiss wenigstens, wo es hinfliesst, wir wissen nicht einmal, ob wir zusammen oder auseinander fliessen, wo wir uns trennen und wo nicht. Aber vorerst nicht oder – bereits ist es soweit ich seh’ schon wieder ausser meinen Füssen keine, also allein unterwegs und immerzu um die Knöchel besorgt. Sie sind nicht für steile Traversen geeignet. Knicksucht. Der Abend hockt bereits vor der Hütte und bricht sofort an, als ich zurück bin. Zeit für etwas Unterhaltung und kein soziophobes Getue jetzt, mach dich nicht klein weil sonst wirst du von deiner eigenen Katze gefressen oder musst gegen Spinnen kämpfen wie ein Mann, ein kleiner zwar, aber doch, ein Mann. Wer will da schon? Ich nicht.

Sarah Elan Müller

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen