Ein Moment der Ruhe in dem Trubel der Anderen, der
Wochenendler, sie stürmen die Ebene mit Kamera und Schnaps, sie hängen sich
zwischen Kuhglocken, werfen mit Wanderschuhen um sich. Ihre Köpfe sind hochrot
und sie brauchen unbedingt mehr „Kafi fertig“, die zierlichen Künstler sind überall
im Weg und bauen Dinge, von denen niemand weiss, was sie sollen. Unzimperlich
greift man ihnen ins viel zu lange Haar und zwingt sie, einen anzublicken. Die
Eidgenossen, die Wahrhaftigen, mit dem nötigen Brustumfang, sich solche zu
nennen bemerken, dass die ihnen liebe Flagge fehlt und stattdessen etwas
Kaputtes dort hängt. Gut möglich, dass das diese Schar zartbesaiteter
Irritanten war, die hier überall hinter ihren Macbooks sitzt und den ganzen
Billiardtisch versperrt. Als sie dann noch beginnen, grosses Audiogerät zum
Fahnenmasten zu schleppen, ist der Verdacht erhärtet. Man testet sie sofort auf
Herz und Nieren, aber wie die meisten Städter scheinen sie gar keine Organe zu
besitzen und trinken immer zu nur Fencheltee. Daher kommt wohl auch der Drang,
Kunst zu veranstalten, ein Lied davon zu singen und all das, was immer mit viel
Erklärung verbunden ist. Klar, klar im Kopf muss man werden. Das ist für alle
gleich wichtig. Die Alpluft tut uns allen gleich gut. Sie steht auch nicht zum
Verkauf, jeder darf sie einfach durch seine Nasenlöcher einsaugen und wenn er
genug davon hat, mit der letzten Seilbahn wieder ins Tal fahren. Als du gerade
an deiner Reflexion herumschraubst, tippt dir einer ans Gehirn. Du, hier? Ja,
du auch? Du blickst in den Spiegel und unterhältst dich selbst, du tust
erstaunt, als ob du nicht gewusst hättest, dass du hier bist und dir ist da
definitiv eine Überraschung gelungen. „Denen, die den Boden seiner Löcher
berauben, blüht eine unschöne Zukunft!“, sagt man hier in der Sprache der
Eingeborenen, du schaust in die Versenkung und in deine zwei Augen hinein, sie
sind noch nicht auf Bodenhöhe, der Boden nicht auf Augenhöhe, es besteht also
vorerst keine Gefahr für dich und deine Zukunft. Ein Golfball trifft dich hart
am Schädel und gleich darauf die Einsicht. Die, die du für Eingeborene gehalten
hast, sind Engländer und es könnte sein, dass deine übereifrigen Urteile deine
Zukunft nun doch bedrohen. Lückenlosigkeit hin oder her. Aber ich will doch so
sehr, dass es nicht so ist, jammerst du laut. Der Berg ächzt unter den
Menschen, die ihn auf alle möglichen Arten besteigen. Das Tal gähnt über die
Hornusser, Künstler und Engländer hinweg. Die Zukunft ist den beiden genau so
breit wie lang, die 2000 Meterlinie trennt sie von den geografischen
Koordinaten unserer Sorgen.
Sarah Elan Müller
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