Nacht. In der Schwärze klingelt etwas. Du stehst still. Was
ist? Da ist jemand. Wir machen Licht und vor uns stehen sie. Ihre Augen
leuchten wie Silberknöpfe, ihre Hintern auch. Starr blicken sie herüber,
sie trauen uns nicht, traben um uns herum in immer weiteren Kreisen und
verschwinden schliesslich im Dunst. Neugier und Furcht heissen die beiden, sie
sind zwar zahm, aber wenn man sie mitten in der Nacht auf der Ebene überrascht, sind sie in
einem anderen Modus, sie sind verzettelt, ausgebreitet und nicht gesammelt für
eine Begegnung. Du sagst hier seien sie besonders wohlgenährt, höher im Norden
sähe man selten so dicke Exemplare, dort sei halt Vieles noch so, wie es
gedacht wäre. Auf der Schattenseite liegt noch der Schnee von Gestern, anfangs
hat er uns noch interessiert, wir stiegen sogar zu ihm hoch um ihn zu berühren,
heute ist er nicht mehr der Rede wert und zieht sich beleidigt zurück. Von der
Terrasse hört man sogar leises Gelächter, man weiss aber nicht, ob es den
jungen Künstlern gilt oder dem Schnee, der sich nicht behaupten konnte.
Behauptung allgemein ist eine Frage der Hartnäckigkeit, man hält das Haupt
gerade auf dem harten Nacken und streckt es direkt ins eisige Schweigen der
Leute hinein. Wir tauchen nach dem Saunagang in den kalt gebliebenen Hotpot.
Die Haut schreit verärgert, das Herz zuckt die Schultern, was soll’s, es gibt
Schlimmeres, es muss jeden Abend um Punkt zehn vor sechs eine pathetische Hymne
ertragen und gleich darauf deftige Kost. Es spricht für unser Gewissen, dass
wir plötzlich Polizisten mit Schäferhund auf der Ebene zu sehen beginnen, das
Personal schüttelt den Kopf, kann nicht sein, ist nicht so. Tun was wir wollen,
dazu sind wir aufgefordert, die Voraussetzung ist, einen Willen zu haben und
ein Rückgrat, keine Fluchttierfurcht und eine Vision, clear, visible before our
eyes. Hail to the plain und Baulärm für die Tagestouristen.
Sarah Elan Müller
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