Der Tag braucht zwei Anläufe um mich von seinem Beginn zu
überzeugen. Eine innere Hitze fängt mich, kaum lasse ich zu, dass ich sie
bemerke, verlässt sie mich sofort und ich friere in kaltem Schweiss. Who cares?
Am Abhang ist auf halber Höhe ein Haus aufgetaucht, weiss und flach, es sitzt
gut wo es sitzt, aber drin sitzt niemand, das weiss man hier unten ganz
intuitiv. Das Haus ist sich selbst genug. Es ist zufrieden mit seinem Volumen
und ihm zieht kein Luftzug durch den hohlen Sinn. Wenn es doch bewohnbar sein
müsste, hiesse das Verzicht, unverzeihlich, denn Reichhaltigkeit ist wichtig,
ich bin bereits bei Briefen an Kafka, sag ja, sag ich versteh jetzt etwas, da
sagst du: Es ist flach. Es ist wirklich und wahrhaftig nur eine Fläche. Ich falle
meiner eigenen Häuslichkeit zum Opfer. Plustere mich schützend auf, die Kälte
dringt zwischen die Daunen. Energien laufen zusammen, an der Knotenstelle gibt
es eine Kollision mit einem Motorradfahrer. Er erschreckt sich zu Tode,
normalerweise kennt er hier alles und braust unaufhaltsam zwischen den
Felsblöcken hindurch, heute aber ist hier dieser Energieengpass, extra
installiert weil extra ist immer ein guter Grund. Darauf hissen die jungen
Leute im Berghotel eine Flagge aus ihrem Fleisch und Blut, ein Mortadella
flattert im eisigen Wind und ist des Todes, sehr wahrscheinlich, della Morte.
Randensalat. Betrachtung. Wünschen wir uns etwas Lustiges? Werde ich eines
Tages blind sein? Verstaut in ein Nähkästchen, ein Plaudertäschchen, Schlafsack
und Wärmebeutel, aus dem ich herausplappere… Das Private an der Arbeit
geschieht hinter hochgeklappten Bildschirmen oder hinter Hügeln, im Nebel und
unter Goretex Kapuzen, etwas tropft beharrlich auf meine taube Stirn, ich
lausche diesen stillen Freuden der Leute. Ungarn ist weit weg. Fast alles ist
weit weg. Die Kunst hat für diesen Platz bereits zu viele Handycaps, die Golfer
schlagen ab – Zack ins Naturschutzgebiet, Ramseier, Mobiliar und Gastrosuisse
umgehen den Zielkonflikt geschickt und lochen ein, direkt und ohne Umschweife,
am Ort der Kraft. Nach einer Weile gewöhnen sich die Augen an die Topografie
und man beginnt die Höhenlinien zu sehen.
Sarah Elan Müller
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